Was ist Selbstvertrauen?

„Mehr Selbstvertrauen“ – das ist ein Wunsch, den ich oft von meinen Klientinnen und Klienten (oder deren Eltern) höre. Aber was genau ist das eigentlich? Wozu ist es gut, Selbstvertrauen zu haben und zu stärken? Was beeinflusst unser Selbstvertrauen und kann man eigentlich auch zu viel davon haben?

All diesen Fragen werde ich in diesem Artikel auf die Spur gehen, um mich dem Begriff etwas zu nähern.

Selbstvertrauen: Eine Definition

Eigentlich sagt das Wort „Selbstvertrauen“ ja schon genau das aus, was es bedeutet: sich SELBST VERTRAUEN. Der Duden definiert Selbstvertrauen wie folgt:

jemandes Vertrauen in die eigenen Kräfte, Fähigkeiten

Duden (letzter Abruf: 01. August 2023)

Das Lexikon der Psychologie formuliert es wie folgt:

Selbstvertrauen [engl. self-confidence, self-efficacy], [EM, KLI], ein der Selbstwirksamkeitserwartung weitgehend entspr. Konzept; Selbstvertrauen bezeichnet das Gefühl, mit möglichen Schwierigkeiten fertigwerden zu können und durch eigene Kraft etwas zu schaffen. 

Dorsch Lexikon der Psychologie (letzter Abruf: 01. August 2023)

Mit meinen eigenen Worten verfasst: Traust du dir selbst über den Weg? Bist du zuversichtlich und optimistisch, dass du deine Ziele erreichst, dass du das schaffst, was du dir vornimmst und dass du auch neue Herausforderungen anpacken kannst?

Selbstvertrauen spiegelt also auch einen Teil des Bildes wider, das du von dir selbst hast und es trägt wiederum dazu bei, wie gut du mit persönlichen Herausforderungen und Lebensveränderungen umgehen kannst.

Die Grundlagen des Selbstvertrauens entstehen bereits in der Kindheit

Die Grundlagen des Selbstvertrauens werden bereits in unserer Kindheit gelegt und im Laufe des Lebens immer weiter ausgebaut oder eben auch geschwächt. Genauso wie unsere Werte basiert das eigene Selbstvertrauen auf unseren Erfahrungen, unserer Erziehung, unserer Gesellschaft, unserem Umfeld und all unseren Fehlern und Erfolgen, die über die uns fortwährend begleiten und beeinflussen:

Folgende Faktoren tragen unter anderem dazu bei, dass das Selbstvertrauen einer Person gestärkt oder geschwächt werden kann:

  1. Frühe Erfahrungen und Erziehung: Die Erziehung sowie unsere Erfahrungen in der Kindheit spielen eine äußerst entscheidende Rolle für den Aufbau unseres Selbstvertrauens. Wenn wir von unserem Umfeld (Eltern, Lehrkräfte und weitere Bezugspersonen) immer wieder ermutigt und unterstützt wurden, sie unsere Erfolge anerkannt haben und uns Geborgenheit und Sicherheit geboten wurde, kann das zu einem positiven Selbstbild und damit zu einem gesunden Selbstvertrauen führen.
  2. Erfolge und Misserfolge: Erfolge führen dazu, dass wir uns neuen herausfordernden Zielen stellen. Sie ermutigen und bestätigen uns. Deshalb ist es so wichtig, sich darauf zu konzentrieren, was gut läuft – auch wenn es nur Mini-Erfolge sind. Misserfolge hingegen können das Selbstvertrauen schwächen, wenn wir ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit schenken.
  3. Soziales Umfeld: Positive und unterstützende Beziehungen, also Menschen in unserem Umfeld, die an uns glauben, sind maßgeblich für die Stärkung unseres Selbstvertrauens. Wenn unser soziales Umfeld selbst zudem ein gesundes Selbstvertrauen mitbringt und ausstrahlt, so wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch unser eigenes Selbstvertrauen positiv beeinflussen.
  4. Kritik und Feedback: Auch die Art und Weise wie wir Feedback von anderen bekommen und wie wir das Feedback für uns annehmen, kann unser Selbstvertrauen beeinflussen. Konstruktives Feedback wird unser Selbstvertrauen tendenziell stärken, während sich negatives und unangebrachtes Feedback eher negativ auf unser Selbstvertrauen auswirken.
  5. Kulturelle Einflüsse: Auch kulturelle Normen, Werte und Erwartungen können das Selbstvertrauen eines Menschen beeinflussen. In einigen Kulturen wird beispielsweise das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen eher gefördert, während in anderen eher Bescheidenheit und Zurückhaltung einen hohen Stellenwert haben.
  6. Medien und Gesellschaft: Medien und gesellschaftliche Normen können unsere Selbstwahrnehmung und unser Selbstvertrauen beeinflussen. Während Vorbilder grundsätzlich das Selbstvertrauen stäken können, führen unrealistische Darstellungen von Schönheit und Erfolg in den Medien tendenziell zu einem negativen Vergleich und einem geringeren Selbstvertrauen.
  7. Selbstwirksamkeitserwartung: Je mehr wir das Gefühl haben, die Dinge selbst in der Hand zu haben (je größer also die Selbstwirksamkeitserwartung ist), desto größer ist auch unser Selbstvertrauen. Dinge, die wir nicht oder nur wenig beeinflussen können, führen eher zur Ohnmacht und damit zu einer Schwächung unsers Selbstvertrauens.

Selbstvertrauen führt zu persönlichem Wachstum

Natürlich hat ein gesundes Maß an Selbstvertrauen viele positive Auswirkungen auf unser Leben. Menschen mit einem starken Selbstvertrauen sind meist offener für neue Herausforderungen und gehen diese mit größerem Optimismus an. Sie haben weniger Angst vor Misserfolgen und Fehlern und sie können leichter mit Rückschlägen umgehen. Statt „Kann ich das schaffen?“ fragen sie sich bei Herausforderungen eher „Wie kann ich das schaffen?“. Dadurch sind sie eher bereit, ihre Komfortzone zu verlassen und persönliches Wachstum zu erfahren.

Selbstvertrauen beeinflusst nicht nur uns selbst, sondern auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen. Menschen, die eher an sich selbst glauben, strahlen oft eine gewisse Leichtigkeit, Sicherheit und Optimismus aus. Dieser Optimismus kann sich auch auf das Umfeld übertragen.

Zuviel Selbstvertrauen ist auch nicht gut

Es ist wichtig, Selbstvertrauen von Arroganz zu unterscheiden. Während Selbstvertrauen ein gesundes und positives Gefühl ist, kann Arroganz als übertriebene Selbstüberschätzung angesehen werden. Arrogante Menschen neigen dazu, andere herabzusetzen, sich für überlegen zu halten und zeigen wenig Empathie für andere.

Selbstvertrauen bedeutet nicht, dass man perfekt ist oder keine Fehler macht. Ganz im Gegenteil! Es geht vielmehr darum, sich seiner Stärken und Schwächen bewusst zu sein und sich trotz möglicher Fehler und Rückschläge selbst zu akzeptieren und zu schätzen. Es bedeutet vor allem, sich Dinge zuzutrauen und Herausforderungen anzunehmen ohne vor möglichen Fehlschlägen zurückzuschrecken. Frei nach meinem Motto „Es gibt immer eine Lösung!“.

Zuviel Selbstvertrauen (sei es in Form von Arroganz, Überheblichkeit oder einfach Naivität) hingegen kann gefährlich sein – z.B., wenn man sich sehenden Auges ins Unheil stürzt, ohne sich der Risiken bewusst zu sein.

Warum ist Selbstvertrauen gerade bei Kindern so wichtig?

Bereits in der Kindheit bauen wir das Fundament für unser Selbstvertrauen- wie beim Fundament für ein Haus. Wenn dieses nicht stabil ist, dann werden die Stockwerke darauf möglich rissig und instabil. Darum ist es bei Kindern so wichtig, ihnen ein gesundes Selbstvertrauen mit auf den Weg zu geben – hier einige Beispiele:

  1. Positives Selbstbild: Kinder mit Selbstvertrauen haben ein positiveres Selbstbild. Ein positives Selbstbild hilft ihnen dabei, Herausforderungen selbstbewusst anzugehen und mit Rückschlägen besser umzugehen.
  2. Mut zur Entfaltung: Selbstvertrauen befähigt Kinder dazu, aus ihrer Komfortzone auszubrechen und neue Dinge auszuprobieren. Sie sind mutiger, wenn es darum geht, neue Freundschaften zu schließen, kreative Ideen umzusetzen oder einfach auszuprobieren.
  3. Umgang mit Kritik: Kinder mit Selbstvertrauen können Kritik besser annehmen und als konstruktives Feedback sehen. Sie fühlen sich nicht so schnell angegriffen, sondern betrachten Kritik als Möglichkeit zur Verbesserung.
  4. Schulische Leistungen: Selbstvertrauen beeinflusst die schulischen Leistungen positiv. Kinder, die an ihre Fähigkeiten glauben, sind eher bereit, sich in der Schule anzustrengen und schwierige Aufgaben anzugehen. Sie lassen sich weniger schnell entmutigen und können besser mit Stress und Druck umgehen.
  5. Soziale Kompetenzen: Selbstvertrauen erleichtert es Kindern, in sozialen Situationen sicherer aufzutreten. Sie können besser auf andere zugehen, ihre Meinungen äußern und Konflikte konstruktiv lösen.

Selbstvertrauen ist also eine wertvolle Eigenschaft, die es uns ermöglicht, unser volles Potenzial auszuschöpfen und ein erfülltes Leben zu führen. Diese Eigenschaft, kann durch positive Erfahrungen, Selbstakzeptanz und den Umgang mit Herausforderungen entwickelt werden. Stärke daher dein Selbstvertrauen und das deiner Kinder und erlebe, wie es euer Leben bereichern und positive Veränderungen bewirken kann.


Danielle Berg

Wer schreibt hier?

Als systemische Beraterin (SG) und ich schaff’s-Coach verstehe ich mich als Bindeglied zwischen Eltern, Kindern und Schulen.

Mit meinem lösungsfokussierten Coaching unterstütze ich dich und dein Kind dabei, soziale Kompetenzen zu entwickeln und selbstbewusst heranzuwachsen.

So kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:

8 Antworten auf „Was ist Selbstvertrauen?“

Liebe Danielle, danke für diesen interessanten Blogartikel. Wie immer spielen einfach mehrere Faktoren eine Rolle. Sehr heilsam und richtungsweisend, deine Impulse. Danke dafür.

[…] Ich selbst bin immer wieder erstaunt von den Sichtweisen und Erklärungen meiner Kinder. Nicht immer ist das, was aus Erwachsenensicht ein Problem ist, auch für die Kinder ein solches. Außerdem sind sie Meister darin, uns und unser Verhalten zu spiegeln. Kinder sind für mich daher die wahren Coaches. Sie stecken voller Schätze und wenn wir sie als Experten wahrnehmen, können wir nicht nur von ihnen lernen, sondern stärken so ganz nebenbei auch ihr Selbstvertrauen. […]

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