Warum das Gesetz der Anziehung Bullshit ist

„Du musst nur ganz fest daran glauben, dann kommt alles von alleine!“ – Das ist es, was uns beim Gesetz der Anziehung oft suggeriert wird: Mit der Macht der Gedanken einfach alles Glück der Welt in das eigene Leben zu ziehen.

In diesem Artikel erkläre ich dir, warum das Gesetz der Anziehung Bullshit ist und wie es trotzdem funktionieren kann.

Was ist das Gesetz der Anziehung überhaupt?

Das Gesetz der Anziehung, oder auch „Law of Attraction“ besagt, dass Gleiches immer Gleiches anzieht. Es suggeriert, dass du nur mit der Macht deiner Gedanken und Emotionen bestimmen kannst, wie dein Leben sich gestaltet. Salopp gesagt hieße das: Du musst nur das Richtige beim Universum bestellen, dir das Richtige ganz fest vorstellen und wünschen und schon wird es in dein Leben treten.

Stell dir einfach mal vor, du hättest eine magische Fernbedienung, mit der du das Universum steuern könntest. Du drückst auf einen Knopf, und plötzlich beginnen die Dinge, die du dir am meisten wünschst, in dein Leben zu treten. Das Gesetz der Anziehung, das übrigens auch Resonanzgesetz genannt wird, besagt, dass deine Gedanken deine Realität formen. Wenn du also ständig an etwas denkst, ziehst du genau diese Dinge oder Erlebnisse an. Es ist wie quasi eine kosmische Bestellung, die darauf basiert, wohin du deine Energie und Aufmerksamkeit lenkst.

Wer hat den Begriff geprägt?

Das Konzept ist nicht neu: Bereits 1877 hat die russische Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky den Begriff Gesetz der Anziehung in ihrem Buch verwendet. So richtig populär wurde er dann durch das Buch „The Secret“ von Rhonda Byrne, das 2006 auch als Film in den Kinos lief.

Heute gibt es viele (teils selbsternannte) Coaches, die ihr Coaching auf diesem Konzept aufbauen mit dem Versprechen, mehr Erfolg, Reichtum und Glück in sein Leben holen zu können, wenn man nur fest genug daran glaubt. Als Beispiel sei hier Laura Malina Seiler genannt, die in ihrem Artikel schreibt: „[…] es funktioniert IMMER“.

Meine Kritik am Gesetz der Anziehung

Ich halte dieses Gesetz nicht nur für Bullshit, sondern auch für sehr gefährlich. Für mich ist das „Law of Attraction“, wie es im Englischen heißt, zu simpel:
Wenn das so einfach wäre, dann hätte ich schon längst das Pony, das ich mir als Kind ganz fest bei jeder Sternschnuppe gewünscht habe (ups! jetzt hab ich es verraten!), ich hätte niemals Geldsorgen und wäre auch niemals an Brustkrebs erkrankt.

Wenn ich das Gesetz richtig verstehe, dann habe ich den Brustkrebs ja sogar mit der Macht meiner Gedanken angezogen. Sorry! Da bin ich echt raus! Würde es funktionieren, dann hätten wir keine Krankheiten, dann würden Menschen nicht plötzlich und unerwartet aus dem Leben treten, wir würden alle in Geld schwimmen und wären immer glücklich.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, sich einfach zurückzulehnen und darauf zu vertrauen, dass das Universum das schon regeln wird (oder das Karma), wie oft ganz salopp mal gesagt wird. Du benötigst nur das richtige Mindset und Krankheiten heilen sich ohne weiteres Zutun, dein Arbeitgeber erhöht dein Gehalt ganz ungefragt und ganz sicher werden alle Dinge, die du dir wünscht, einfach so in Erfüllung gehen. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Nein! Das klingt für mich naiv und ungedacht.

Wenn du dich auf das Gesetz der Anziehung verlässt, dann gibst du aus meiner Sicht die Verantwortung über dein Leben ab. Wo bleibt dann die Selbstbestimmung? Wer hat dann die Macht über dein Leben? Das Universum oder du selbst?

Wie das Gesetz der Anziehung dennoch funktionieren kann

Als Systemikerin sind mir sehr wohl die Gesetze der Kybernektik bekannt – also, dass alles irgendwie miteinander verbunden ist, dass es sinnvoll ist, mit einem positiven, lebensbehajenden und lösungsfokussierten Mindset durchs Leben zu gehen.

In meiner Weltanschauung bedeutet das jedoch nicht, einfach nur daran zu glauben. Der Schlüssel liegt aus meiner Sicht in der Selbstwirksamkeit. Das Gesetz der Anziehung funktioniert nur, wenn du selber deinen Beitrag dazu leistest!

Es ist definitiv eine Frage von Glaubenssätzen, also von dem, was du glaubst, ob du Ziele erreichst oder nicht: Wenn du nicht selbst an die glaubst, wirst du voraussichtlich scheitern. Wenn du nicht glaubst, dass du deine Situation ändern kannst, dann wirst du vermutlich eher auf der Stelle treten. Das heißt, du solltest offen sein für den Raum von Möglichkeiten, der sich dir bietet, du brauchst Selbstvertrauen und Optimismus. Doch all das wird dir nichts bringen, wenn du nicht auch aktiv wirst. Im Lotto gewinnen kannst du übrigens auch nur, wenn du mindetens das Geld für den Lottoschein investierst, diesen ausfüllst und auch rechtzeitig abgibst.

Veränderung beginnt bei dir! Das heißt, du darfst in die Selbstwirksamkeit kommen, selbst kleine Schritte unternehmen, die dich in Richtung deiner Ziele bringen. Du darfst Enscheidungen treffen und zu ihnen stehen. Es wird nicht immer alles nach Plan laufen, auch wenn du noch so sehr daran glaubst. Aber du hast die Möglichkeit, das, was in deinem Einflussbereich liegt, selbst zu steuern:

Was du stattdessen tun kannst, um deine Ziele und Wünsche zu erreichen

Natürlich darfst du optimistisch und ehrgeizig sein und auch darauf vertrauen, dass sich vieles für dich fügen wird. Darüber hinaus empfehle ich unter anderem folgende Schritte:

  • setze dir immer wieder (Zwischen-)
  • dokumentiere deine Erfolge und mache sie für dich sichtbar
  • hinterfrage deine Werte und deine Glaubenssätze (was ist das große Warum hinter deinen Zielen?)
  • suche dir ein Umfeld von Menschen mit ähnlichen Zielen
  • suche dir Vorbilder, die schon dort sind, wo du hin möchtest
  • baue dir ein wertschätzendes, unterstützendes Netzwerk auf
  • Feiere immer wieder deine Erfolge
  • Reflektiere regelmäßig, ob dein Kurs noch stimmt. Ist es noch das, was du willst oder möchtest du irgendwo anders abbiegen?
  • Nimm dir einen Sparringspartner, denn du darfst dir helfen lassen!

Ich persönlich bin ein freiheitsliebender Mensch und habe mein Schicksal gerne selbst in der Hand, bestimme lieber selbst (im Rahmen meiner Möglichkeiten) über mein Leben und ziehe dann eben die Konsequenzen, wenn ich mit meinen Entscheidungen mal daneben lag.

Wie ist es bei dir? Wem gibst du die Macht?


Danielle Berg

Wer schreibt hier?

Als systemische Beraterin (SG) und ich schaff’s-Coach verstehe ich mich als Bindeglied zwischen Eltern, Kindern und Schulen.

Mit meinem lösungsfokussierten Coaching unterstütze ich Menschen dabei, ins Handeln zu kommen, ihre Potentiale zu entfalten und dadurch ihr Selbstvertrauen zu stärken und ihr Leben selbstbestimmter zu gestalten.

So kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:

11 Antworten auf „Warum das Gesetz der Anziehung Bullshit ist“

Liebe Danielle,
ich habe deinen Artikel sehr gerne gelesen und teile deine Skepsis.

Als ich bei einem Coach war und er zu mir meinte: „Das Universum hat uns zusammengeführt!“, war das für mich ein Grund, NICHT mit ihm zu arbeiten.

Viele Grüße
Ilka

Liebe Danielle,

deine Kritik am Gesetz der Anziehung kann ich völlig teilen.

Es gefällt mir, wie du den Hintergrund und die Herkunft dieser Bezeichnung erklärst und gleichzeitig auch auf unsere Selbstverantwortung hinweist.
Was wir denken, hat so viel Einfluss auf uns und bestimmt unser Verhalten.

Das wird schon im Weisheitsspruch (aus den Psalmen) deutlich: „Achte mehr als alles andere auf deine Gedanken, denn sie beeinflussen dein ganzes Leben.“

Ich teile auch deine Meinung, dass wir das, was in unserem Einflussbereich liegt (das ist längst nicht alles), selbst steuern sollen.

Liebe Grüsse
Esther

Liebe Danielle,
meiner Meinung nach ein wahnsinnig guter Artikel von dir! Du greifst ein Modell, bei dem Skepsis durchaus angebracht ist, auf und zeigst, was sich trotzdem Nützliches rausziehen lässt.
Irgendwo habe ich schon das Vertrauen, dass sich alles irgendwie ergibt und Dinge in mein Leben kommen, die ich zu der Zeit gut gebrauchen kann (zum wachsen und lernen oder als Hilfe). Ich glaube aber nicht, dass ich diese Dinge aktiv in mein Leben ziehe und einen besonderen Einfluss darauf habe. Aber ich bin die Person, die entscheidet, wie sie mit den Dingen, die passieren, umgeht. Und diese Haltung höre ich bei dir auch raus. Schön, dass du deinen kritischen Blick auf deinem Blog teilst!
Liebe Grüße
Jenny

Liebe Jenny,
gegen eine gehörige Portion Urvertrauen, dass sich alles irgendwie fügen wird, ist auch überhaupt nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil: das ist auch mein Lebensmotto.
Wie du auch schon schreibst: du hälst dabei immer noch die Fäden in der Hand, du entscheidest, ob du links oder rechts abbiegst oder eben doch mit Vollgas direkt durch die Mitte gehst. Danke, dass du das genauso siehst wie ich.

Viele Grüße
Danielle

Liebe Danielle, ich war schon auf deinen Artikel mit dem provokanten Titel neugierig und finde ihn wunderbar geschrieben. Auch ich bin Typ Pragmatikerin und so gar nicht esoterisch. Bei all den Gurus, die mir erzählen, ich muss nur meine Wünsche ins Universum schicken, verdrehe ich nur die Augen. Dennoch habe ich in den letzten Jahren viel über Mindset gelernt und glaube daran, dass meine Gedanken mein Tun beeinflussen. Aber das geht klar von meinem aktiven Handeln aus und nicht vom Universum oder vom Einhorn. 🦄
Liebe Grüße
Kerstin

Liebe Danielle, die Vorstellung, dass sich meine Wünsche erfüllen, wenn ich nur daran glaube, wäre auch zu schön. Dann würde ich einen Marathon oder Triathlon ohne Training demnächst ganz souverän gewinnen 🙂
Aber was hätte ich davon? Kein Training, welches meinem Körper so gut tut, kein Kribbeln an der Startlinie und vor allem: keine Freude, wenn es tatsächlich so eingetreten wäre.
Mein Lieblingskapitel: „Schön, dass das Gesetz der Anziehung dennoch funktionieren kann… Veränderung beginnt bei dir!“ Ich sage nur: jeder ist seines eigenen Glückes Schmied 🙂

Liebe Danielle, danke für diesen Beitrag. Du sprichst mir aus der Seele. (Schöne Plattitüde 😂.) Im Ernst, in mir schaltet alles auf Durchzug, wenn vollkommen unverbunden über das Gesetz der Anziehung gesprochen wird, um nicht zu sagen, wenn es derart inhaltslos wiedergekäut wird, wie es oft in den sozialen Netzwerken passiert. So wie du es in den Kontext von Selbstwirksamkeit und Handeln stellst, ist es ein durchaus sinnvolles Konzept. Herzliche Grüße Sylvia

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