Was ist eine Netzwerkkarte und wie setze ich sie in der systemischen Beratung ein?

Die Netzwerkkarte (auch bekannt unter den Namen Netzkarte oder VIP-Karte) ist eine systemische Methode, mit der wir unsere Unterstützernetzwerke sichtbar machen können. Diese Methode ist sehr hilfreich, um sich seines Netzwerkes und der Ressourcen, die darin stecken bewusst zu werden.

Ich selbst setze diese Methode sehr gerne in der systemischer Beratung ein. Deshalb möchte ich sie dir in diesem Artikel etwas näher bringen. In diesem Artikel erfährst du, wie die Netzwerkkarte aufgebaut ist und wie du sie selbst nutzen kannst. Schritt für Schritt zeige ich dir, wie du dein persönliches Netzwerk erkundest und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten kannst.

Was ist eine Netzwerkkarte?

Die Netzwerkkarte (auch bekannt unter den Namen Netzkarte oder VIP-Karte) ist eine Methode, die in der systemischen Beratung oder Therapie angewandt werden kann, um Unterstützernetzwerke der Klientinnen und Klienten sichtbar zu machen.

In der systemischen Beratung geht es vorwiegend um zwischenmenschliche Beziehungen: um die Netzwerke also, die wir um uns herum aufbauen. Die Netzwerkkarte hilft dir, dir deiner Beziehungen bewusst zu werden, zu erkennen, wer da eigentlich alles als mögliche Unterstützer an deiner Seite sind und in welche Beziehung diese ggf. zueinander stehen.

Sie kann auch unterstützen, sich der Rollen bewusst zu werden, die man in unterschiedlichen Systemen (unterschiedlichen Personenkreisen) einnimmt. Vielleicht hast du in deinem Familienumfeld eher eine Führungsrolle, während du im Arbeitskontext eher weniger Verantwortung trägst (oder auch umgekehrt).

Wie ist die Netzwerkkarte aufgebaut?

Die Netzwerkkarte sieht ein bisschen aus wie eine Zielscheibe. In der Mitte ist ein Punkt, um den herum mehrere Kreise führen. Du kannst die Karte auch noch in mehrere Bereiche aufteilen, die für unterschiedliche Lebensbereiche stehen. Ich untergliedere die Karte für gewöhnlich in 4 Teile. Diese stehen für die Systeme, in denen die Klientinnen unterwegs sind:

  • Familie
  • Arbeitsleben bzw. Schule (je nachdem ob ich mit Kindern und Jugendlichen oder mit Erwachsenen arbeite)
  • Freunde / Freizeit
  • Vereine / soziales Engagement / Sport

Ich habe aber auch schon Netzwerkkarten mit mehr und weniger Bereichen gesehen – bis hin zu Netzwerkkarten ganz ohne Aufteilung in Bereiche. Wie immer hängt das ein bisschen davon ab, welche Fragestellung eigentlich genau untersucht werden soll.

Die Unterteilung in unterschiedliche Lebensbereiche unterstützt sowohl mich als auch meine Klientinnen und Klienten dabei, genauer hinzuschauen. Wo gibt es Menschen oder Personengruppen, die mir hilfreich sein könnten? Wer unterstützt mich?

Netzwerkkarte - systemische Methode - Beispiel
Bei dieser Netzwerkkarte habe ich mich für 4 Bereiche entschieden. Diese Vorlage bildet bei mir die Grundlage zur Arbeit mit meinen großen und kleinen Klientinnen und Klienten.

Anleitung: So funktioniert die Netzwerkkarte

Ich möchte dir hier eine kurze Anleitung geben, wie du mit der Netzwerkkarte arbeiten kannst: entweder für dich persönlich oder als systemische Methode mit deinen Klientinnen und Klienten.

Schritt 1: Du bist das Zentrum von allem

Als erstes setzt du dich selbst in die Mitte der Karte, denn du hast ja Verbindungen zu allen Systemen. Du (bzw. Deine Klientin/dein Klient) bildest das Zentrum der Netzwerkkarte.

systemische Methode Netzwerkkarte - Schritt 1
Dier Person, um die es geht, ist das Zentrum der Karte. Ich bitte meine Klientinnen und Klienten, selbst für sich die passende Farbe zu wählen. Wenn sie es möchten, können sie ihren Namen dazu schreiben.

Schritt 2: Welche Personen oder Personengruppen sind Teil deines Netzwerks?

Nun gehst du die unterschiedlichen Lebensbereich ab und trägst die Personen oder Personengruppen ein, die für dich persönlich eine Rolle spielen. Dabei setzt du die Personen, die dir besonders nahe stehen, auch nah an die Mitte, andere, die etwas zwar Einfluss auf dich haben, aber dir nicht ganz so nah sind, entsprechend weiter weg. Du kannst dir dabei unter anderem folgende Fragen stellen:

  • Welche Personen/Personenkreise spielen für dich eine Rolle?
  • Welche Menschen gibt es in den einzelnen Lebensbereichen?
  • Welche stehen dir näher und welche sind eher weiter weg?
  • Gibt es möglicherweise noch Menschen, die zwar nicht mehr leben, aber dennoch eine Rolle spielen?
  • Hast du ein Haustier, dass dir sehr nah steht?

Am Ende ergibt sich ein Gesamtbild über die Menschen (und eventuell Tiere), die du in deinen Netzwerken zur Verfügung hast. Darüber hinaus wird jetzt sichtbar, in welchem Verhältnis sie zu dir stehen.

Optional kannst du auch noch Verbindungen zwischen den einzelnen Menschen bilden. Aus meiner persönlichen Sicht wird die Karte dann aber schnell unübersichtlich.

systemische Methode Netzwerkkarte - Schritt 2
Stück für Stück füllt sich die Karte. An die Punkte gehören natürlich noch die entsprechenden Namen, die ich hier für den Überblick weg gelassen habe.

Schritt 3: Das Netzwerk aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten

Im dritten Schritt beginnt dann die richtige Arbeit, denn nun hast du eine Grundlage und kannst die Netzwerkkarte aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten.

Folgende Fragestellungen sollen dich dabei unterstützen. Es sind aber nur Beispiele, denn wie jede systemische Methode ist auch hier der gerade relevante Kontext entscheidend:

  • Welche Personen könnten dir besonders nützlich sein?
  • Wie können diese Personen dich unterstützen in Bezug auf eine konkrete Fragestellung?
  • Welche Erwartungen stellen sie an dich?
  • Welche Erwartungen stellst du an sie?
  • Welche Rollen schreiben sie dir zu?
  • Welche Rollen möchtest du für dich annehmen und welche nicht?
  • Was würden dir einzelnen Personen dir zu einer bestimmten Fragestellung raten?
  • Wie würden sie das Problem lösen?
  • Welchen ersten kleinen Schritt würden sie gehen?

Wenn du dein Netzwerk ganz intensiv betrachten möchtest, dann empfehle ich dir, eine systemische Beratung in Anspruch zu nehmen. Dein/e Berater/in hilft dir, den Blick von außen zu bewahren und steht dir als Sparringspartner/in beiseite.

Ausführliches Beispiel

Suchst du nach einem konkreten Beispiel? Zusammen mit meiner Kollegin, Melanie Hoffmann, habe ich die Netzwerkkarte anhand der imaginären Schulsozialarbeiterin Sandra erklärt.

Das systemischen Buffet: Die Netzwerkkarte
Danielle Berg

Du bist neugierig geworden? Du möchtest dein Netzwerk erkunden und herausfinden, welche Ressourcen darin für dich verborgen liegen?

Als systemische Beraterin (SG) und ich schaff’s-Coach unterstütze ich Menschen dabei, Lösungen für ihre Herausforderungen im Alltag zu finden.

Mit meinem systemischen und lösungsfokussierten Coaching unterstütze ich dich dabei, deine Gedanken zu sortieren, deine eigene kleine Welt anders zu betrachten und dadurch mit mehr Selbstvertrauen, mehr Selbstbewusstsein und mehr Fokus dein Leben zu meistern.

Willst du mehr erfahren? Dann schreibe mir sehr gerne für ein Kennenlerngespräch:

3 Antworten auf „Was ist eine Netzwerkkarte und wie setze ich sie in der systemischen Beratung ein?“

Liebe Danielle, ach ja, die Netzwerkkarte. Sie ist für mich schon so selbstverständlich in der Handhabung, dass ich sie gar nicht mehr als Methode angesehen habe, sondern eher wie etwas, was ganz selbstverständlich, ähnlich wie die Datenschutzerklärung zu Beginn einer Therapie / Beratung ausgefüllt und bearbeitet wird. Eine wunderbare Erläuterung dieser Methode hast du hier geschrieben. Vor allem, weil sie wirklich jede*r auch allein für sich nutzen kann. Danke dafür. Herzliche Grüße von der Sylvia

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