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Passives und aktives Zuhören: Was ist der Unterschied?

Kennst du das Gefühl, dass dir jemand zuhört, aber nicht wirklich präsent ist? Oder dass du dich von jemandem verstanden und geschätzt fühlst, weil er oder sie dir aktiv zuhört?

Zuhören bildet neben dem Sprechen eine wichtige Grundlage für die Kommunikation zwischen uns Menschen. In der Wissenschaft wird dabei unterschieden zwischen dem passiven und dem aktiven Zuhören. Und ja: Beide Formen haben durchaus ihre Daseins-Berechtigung. Doch wo genau liegen die Unterschiede und in welchen Situationen ist die eine oder die Art des Zuhörens besser geeignet?

In diesem Artikel nehme ich die beiden Arten des Zuhörens ein wenig genauer unter die Lupe und versuche, die Unterschiede an ein paar Beispielen zu verdeutlichen.

Die Grundlagen der Kommunikation: Es geht immer irgendwie um Sender und Empfänger

Zunächst einmal ist Hören ein rein physikalischer Prozess: nämlich das Empfangen von Schallwellen mit unseren akustischen Sinnesorganen (den Ohren). Für eine Kommunikation zwischen zwei Personen in einem Gespräch reicht das rein physikalische Hören jedoch nicht aus.

Bevor ich genauer auf den Unterschiede zwischen aktivem und passivem Zuhören eingehe, ist es daher wichtig, zunächst die Grundlagen der Kommunikation zu verstehen. Die Kommunikationslehre beschäftigt sich mit dem Austausch von Informationen und der Übertragung von Botschaften zwischen Sender und Empfänger. Das Sender-Empfänger-Modell dient als Grundlage für dieses Verständnis.

Sender-Empfänger-Modell in der Kommunikation
Infografik: Das Sender-Empfängermodell angelehnt an die Mathematiker Shannon und Weaver.

Nach dem Sender-Empfänger-Modell sendet Person A (Sender) eine Nachricht über einen Kommunikationskanal an Person B (Empfänger). Im besten Fall interpretiert die Empfangsseite die Nachricht und gibt eine Rückmeldung. Was genau auf der Empfangsseite ankommt und ob es überhaupt eine Rückmeldung gibt, hängt unter anderem von der Art des Zuhörens ab. Das Modell ist stark vereinfacht, denn natürlich gibt es noch viele anderen Faktoren, die aber diesen Artikel hier sprengen würden.

Daher beschränke ich mich fürs Erste auf das passive und aktive Zuhören.

Passives Zuhören: Das Ohr ist da, aber der Kopf ist woanders

Passives Zuhören bedeutet, dass die Empfangsseite die Nachricht zwar empfängt, jedoch keinerlei Rückmeldung gibt. Du hörst also passiv zu, wenn du äußerlich präsent bist, aber deine Gedanken eher weg schweifen bzw. du nicht so ganz bei der Sache bist. Du nimmst die Informationen also nicht wirklich auf und verstehst ihre Bedeutung nicht bzw. nur oberflächlich. Das kann verschiedene Gründe haben. Vielleicht bist du abgelenkt, hast andere Dinge im Kopf oder bist einfach desinteressiert.

Typische Merkmale des passiven Zuhörens sind die Vermeidung von Blickkontakt und oberflächliche Bestätigungen wie „jaja“ oder „hm“: Du magst zwar äußerlich signalisieren, dass du zuhörst, aber in Wirklichkeit bist du mit etwas ganz anderem beschäftigt. Dein Geist ist nicht wirklich bei der Sache.

Manche passive Zuhörer reagieren nur auf für sie persönlich nützliche Informationen und ignorieren alle anderen. Oft haben sie sogar bereits eine Antwort bereit, bevor der Sender seine überhaupt Aussage beendet hat, und unterbrechen den Sender. Vielleicht hast du das bei dir auch schon mal beobachtet, dass du innerlich denkst: ‚Kenn ich schon!‘, ‚Weiß ich schon!‘ oder ‚Ich hab da eh schon meine Meinung dazu.‘

Passives Zuhören ist nicht per se schlecht oder unpassend. Ein Beispiel für passives Zuhören ist, wenn du Radio hörst und nebenbei etwas anderes machst (vielleicht Autofahren oder Kochen?). Die volle Aufmerksamkeit liegt dann eher nicht auf dem, was der Sprecher im Radio sagt, sondern auf anderen Tätigkeiten. Manchmal möchte man sich schließlich auch einfach nur entspannen und unterhalten lassen, ohne aktiv an der Kommunikation teilnehmen zu müssen.

Weitere Beispiele für passives Zuhören sind langweilige Vorträgen oder Online-Meetings, bei denen wir mit einem halben Ohr zuhören, ansonsten aber schon mal E-Mails checken oder mal eben etwas auf dem Handy nachschauen, während die anderen sprechen.

Wenn du jedoch in einem Gespräch wert legst auf eine persönliche Beziehung, den Aufbau von Vertrauen und dem wirklichen Verständnis des Gesagten, dann ist passives Zuhören nicht die beste Wahl. Die Auswirkungen des passiven Zuhörens sind in solchem Fall eher kontraproduktiv. Dein Gegenüber fühlt sich womöglich nicht wirklich gehört und verstanden. Das kann zu Frustration und Missverständnissen führen, da die sprechende Person das Gefühl bekommen kann, nicht ernst genommen zu werden.

Aktives Zuhören: Die Kunst der Präsenz und des Verständnisses

Aktives Zuhören bedeutet, sich voll und ganz auf den Sprecher und seine Botschaft zu konzentrieren. Es beinhaltet nicht nur das Hören der Worte, sondern auch das Verstehen der Emotionen, Bedürfnisse und Absichten des Sprechers. Deshalb erfordert das aktive Zuhören viel Aufmerksamkeit, Empathie und Offenheit. Es beinhaltet das Spiegeln und Paraphrasieren der Aussagen des Sprechers, um sicherzustellen, dass man die Botschaft korrekt verstanden hat und es beinhaltet zudem auch nonverbale Signale wie Blickkontakt, Nicken und eine offene Körpersprache, um dem Sprecher zu zeigen, dass man präsent ist und ihn ernst nimmt.

Im Gegensatz zum passiven Zuhören zeichnet sich der aktive Zuhörer also durch eine völlig andere Grundeinstellung zum Gesprächspartner aus, denn hier steht der Sender, also die Person, die spricht, im Mittelpunkt des Gesprächs. Die Kunst des aktiven Zuhörens liegt darin, die Bedürfnisse des Senders über deine eigenen Bedürfnisse zu stellen. Es geht nicht darum, dich in den Vordergrund zu drängen oder Lösungen anzubieten, sondern darum, den Sender zu unterstützen und ihm den Raum zu geben, seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Indem du aufmerksam zuhörst, schaffst du eine Atmosphäre des Respekts und der Wertschätzung, die es dem Sender ermöglicht, sich offen und ehrlich mitzuteilen.

Aktives Zuhören ist daher besonders effektiv in zwischenmenschlichen Beziehungen und in Situationen, in denen es darum geht, Vertrauen aufzubauen, Probleme zu lösen oder Konflikte zu bewältigen. Indem du dich auf die Person konzentrierst, kannst du ihre Perspektive besser verstehen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Deshalb ist das aktive Zuhören ein so zentrales Thema auch in der systemischen, lösungsfokussierten Beratung.

Aktives Zuhören ist eine Fähigkeit, die jede Person erlernen und verbessern kann. Es erfordert jedoch etwas Übung und Bewusstsein für die eigene Kommunikation. Indem du dich auf die andere Person fokussierst, ihr deine volle Aufmerksamkeit schenkst und offen für ihre Perspektive bist, kannst du eine tiefe Verbindung herstellen und eine effektive Kommunikation fördern.

Insgesamt bietet das aktive Zuhören zahlreiche Vorteile, sowohl für den Sender als auch für den Empfänger. Es fördert das gegenseitige Verständnis, stärkt Beziehungen, löst Konflikte und verbessert die Qualität der Kommunikation und das in so ziemlich allen Lebensbereichen.

Indem du dich bewusst dafür entscheidest, aktiv zuzuhören, kannst du nicht nur deine zwischenmenschlichen Beziehungen bereichern, sondern auch deine eigenen kommunikativen Fähigkeiten weiterentwickeln.

Passives und aktives Zuhören: Was ist der Unterschied?

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass passives und aktives Zuhören ganz unterschiedliche Arten des Zuhörens sind. Um die Unterschiede zu veranschaulichen, haben ich sie in der folgenden Grafik gegenüber gestellt.

Infografik: Passives und aktives Zuhören - Das sind die Unterschiede
Infografik: Eine aktiv zuhörende Person ist proaktiv, stellt Fragen, wiederholt und fasst zusammen. Es geht um das Verstehen der Bedürfnisse des Sprechers.

Aktives Zuhören: Aktives Zuhören ist also die engagierte und bewusste Art des Zuhörens, bei der der Fokus darauf liegt, den Sprecher vollständig zu verstehen und zu unterstützen. Das beinhaltet die bewusste Verwendung von Kommunikationstechniken, um die Aufmerksamkeit auf den Sprecher zu richten, die Informationen zu verstehen und angemessen zu reagieren. Außerdem zeichnet sich das aktives Zuhören aus durch das Zeigen von Interesse und Empathie, das Stellen von Fragen zur Klärung, das Paraphrasieren oder Zusammenfassen von Informationen, um sicherzustellen, dass man richtig verstanden hat, und das nonverbale Signalisieren von Aufmerksamkeit, wie z.B. Blickkontakt und Körpersprache. Durch aktives Zuhören wird die Qualität der Kommunikation verbessert, Missverständnisse werden reduziert und es wird eine tiefere Verbindung zum Sprecher hergestellt.

Passives Zuhören: Beim passiven Zuhören ist man hingegen zwar physisch anwesend und hört zu, jedoch geschieht dies ohne aktives Engagement oder bewusste Aufmerksamkeit. Beim passiven Zuhören ist die Konzentration möglicherweise nicht vollständig auf den Sprecher gerichtet, und es werden keine bewussten Anstrengungen unternommen, die Informationen zu verstehen oder zu verarbeiten. Passives Zuhören kann zu einem oberflächlichen Verständnis führen und es besteht die Gefahr, dass Informationen nicht vollständig erfasst werden, denn möglicherweise werden wichtige Details oder Nuancen übersehen.

Auch wenn man jetzt meinen könnte, dass das aktive Zuhören das „bessere Zuhören“ ist, so können wir das nicht immer und überall 24 Stunden am Tag! Das aktive Zuhören erfordert viel Konzentration und Energie, um möglichst alles von den Nachricht des Gegenübers zu erfassen und entsprechend darauf eingehen zu können. Daher ist es hilfreich, dem Gehirn auch ab und an eine Pause zu gönnen uns sich einfach mal berieseln zu lassen. Wie immer kommt es auf den Kontext an, wann eher das Eine oder eher das Andere angebracht ist.

Beispiele für passives und aktives Zuhören

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar konkrete Situationen gegenüberstellen, um den Unterschied noch einmal zu verdeutlichen:

Passives ZuhörenAktives Zuhören
Du sitzt mit einem Freund in einem Café und er erzählt dir von seinen Problemen. Während er spricht, schweifst du mit deinen Gedanken ab und nimmst nur oberflächlich wahr, was er sagt. Du bist physisch anwesend, aber deine Aufmerksamkeit ist woanders. Deine Körperhaltung ist passiv, du nickst ab und zu, ohne wirklich zu verstehen oder zu reagieren.Du sitzt mit dem gleichen Freund im Café und erzählt dir von seinen Problemen. Diesmal bist du mental präsent und konzentrierst dich vollständig auf das Gespräch. Du nimmst bewusst seine Worte, Emotionen und nonverbale Signale wahr. Du stellst ihm offene Fragen, um sein Anliegen besser zu verstehen, und gibst ihm Rückmeldungen, um zu zeigen, dass du wirklich zuhörst. Du zeigst Empathie und Interesse an seinem Wohlbefinden.
Du bist in einem Meeting und einer deiner Kollegen präsentiert eine neue Idee. Während er spricht, checkst du heimlich deine E-Mails auf dem Handy oder schreibst Notizen, die nichts mit dem Thema zu tun haben. Du hörst die Worte, aber bist nicht wirklich präsent oder aufmerksam. Du verpasst wichtige Details und kannst keine konstruktiven Beiträge leisten.Du bist im gleichen Meeting, und dein Kollege präsentiert eine neue Idee. Du schaltest dein Handy aus, legst deinen Stift beiseite und konzentrierst dich vollständig auf die Präsentation. Du stellst Verständnisfragen, um sicherzustellen, dass du die Idee richtig verstanden hast, und gibst konstruktives Feedback. Du zeigst Wertschätzung für die Beiträge deines Kollegen und trägst zur Weiterentwicklung der Idee bei.
Ein systemische Beraterin trifft auf eine Klientin, die über Konflikte in ihrer Familie spricht. Während die Klientin ihre Probleme schildert, hört die Beraterin oberflächlich zu und gibt keine direkte Rückmeldung. Sie stellt keine Fragen, um das Problem genauer zu verstehen, und gibt keine konstruktiven Anregungen oder Impulse. Die Berater
in bleibt passiv und zurückhaltend, ohne eine aktive Rolle im Gespräch einzunehmen.
Die systemische Beraterin trifft auf die gleiche Klientin, die über Konflikte in ihrer Familie spricht. Diesmal zeigt die Berater aktives Zuhören, indem sie die Klientin in den Mittelpunkt des Gesprächs stellt. Sie hört aufmerksam zu und stellt offene Fragen, um die Klientin zu ermutigen, ihre Sichtweise und Bedürfnisse ausführlicher zu erläutern. Die Beraterin gibt der Klientin Raum, um ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken, und zeigt empathisches Verständnis. Durch gezieltes Nachfragen und Paraphrasieren hilft die Beraterin der Klientin dabei, ihr Problem genauer zu erfassen und mögliche Lösungsansätze zu entwickeln. Die Beraterin arbeitet kooperativ mit der Klientin zusammen, um konkrete Ziele zu definieren und Ressourcen zu identifizieren, die zur Bewältigung der familiären Konflikte beitragen können.
Beispiele für aktives und passives Zuhören

Mal angenommen, du bist die sprechende Person – wie würde es dir in der jeweiligen Situation ergehen, wenn dein Gegenüber entweder passiv oder aktiv zuhört?


Über mich

Als systemische Beraterin und ich schaff’s-Coach verstehe ich mich als Bindeglied zwischen Eltern, Kindern und Schulen.

So kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote als systemisch lösungsfokussierte Beraterin erfahren:

Danielle Berg
Lösungsforscherin – Danielle Berg

Eine Antwort auf „Passives und aktives Zuhören: Was ist der Unterschied?“

Coole Info-Grafiken, Danielle! 👍
Und danke für das schöne Beispiel für einen passenden Kontext zum passiven Zuhören: Radio hören beim kochen. Kenn ich!!!
Bzw. bei mir laufen Podcasts beim Kochen, aber das ist ja wie Radio, nur on demand.
Liebe Grüße!

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