Anfang Juli 2023 durfte ich bei der Projektwoche der Rabenkopf-Grundschule in Wackernheim ein Lego-Projekt anbieten. Dabei wollte ich die Kinder nicht einfach 3 Tage lang beim Lego-Bauen beaufsichtigen, sondern das Ganze mit ich schaff’s und der lösungsfokussierten Haltung verbinden.
Meine Ausgangsidee war, dass alle Kinder gemeinsam an einem Bau-Projekt arbeiten: zuerst wollte ich mit ihnen erarbeiten, was sie eigentlich bauen wollen, was sie dafür brauchen und wie sie am besten vorgehen könnten.
Es kam dann letztlich ein bisschen anders 🙂.
In diesem Artikel möchte ich dir von den drei aufregenden, manchmal auch herausfordernden Tagen des Lego-Projekts berichten.
Die Vorbereitung
Für ein Lego-Projekt braucht man als erstes natürlich Legosteine! Der Direktor hatte mir vorgeschlagen, die Kinder könnten ja einfach Legosets mitbringen und dann an den Projekttagen (nach Anleitung) zusammenbauen. Das fand ich aus zwei Gründen unpraktisch:
Erstens besteht die Gefahr, dass dann wichtige Sonderteile verlorengehen oder die Sets der Kinder sich vermischen und zweitens finde ich persönlich das nicht so sehr kreativ, wenn man sich einfach nur an der Anleitung entlanghangeln muss. Zum Glück habe ich jede Menge Legosteine im Keller (ein buntes Sammelsurium) und dazu haben meine Kinder mir noch ein paar Steine zur Verfügung gestellt. Hardwaretechnisch war ich also schon mal perfekt ausgestattet ✅
Bevor es überhaupt losging, habe ich mir dann noch folgende Fragen gestellt:
- Wie kann ich Spiel, Spaß und Kreativität mit einem geordneten Prozess verbinden?
- Wie können die Kinder aus den drei Tagen ein bisschen was für den Alltag mitnehmen?
- Wie kann ich den lösungsfokussierten bzw. systemischen Ansatz mit einbauen?
Inspiriert von Lego Serious Play und Scrum, dem Vorgehensmodell, nach dem ich in der Software-Entwicklung mit den Kollegen im Team arbeite, habe ich dann einen groben Ablauf zusammengestellt. Diesen habe ich zur besseren Visualisierung auf Flipcharts gemalt.
Das Bauen selbst sollte in Iterationen stattfinden. Bei Scrum dauert eine Iteration in der Regel 2-4 Wochen. Soviel Zeit hatten wir natürlich nicht, also habe ich das Ganze herunter gebrochen auf eine Stunde pro Iteration. Das heißt, jeweils eine Stunde zum Planen (Was wollen wir in dieser Iteration schaffen?), Bauen, Reflektieren (Was haben wir wirklich geschafft) und Umplanen (Wo hat es vielleicht gehakt? Was können wir in der nächsten Iteration noch besser machen?)
Tag 1: Teambildung und Ideenentwicklung
Am ersten Tag des Workshops war ich zugegebenermaßen ein bisschen aufgeregt. Insgesamt 10 Kinder hatten sich zum Lego-Projekt gemeldet – eine bunte Mischung aus der 1., 3. und 4. Klasse. Als die Kids den Raum betraten und die vielen Legokisten sahen, wollten sie am liebsten sofort durchstarten, aber ich konnte sie gerade noch bremsen.
Zunächst einmal wollte ich, dass sich alle gegenseitig kennenlernen (vor allem ich selbst musste ja deren Namen lernen). Aus Lego Serious Play habe ich mitgenommen, dass man als erstes eine kleine Übung einbauen kann, um sich mit dem Material vertraut zu machen. Deshalb habe ich zur Einstimmung und zum gegenseitigen Kennenlernen vorgeschlagen, dass alle Kinder sie ein paar kleine Bodenplatten und eine Handvoll Steine schnappen und den Anfangsbuchstaben ihres Vornamens aus Lego bauen. Ich habe ihnen 10 Minuten Zeit dafür gegeben und natürlich auch mitgemacht.
Danach wollte ich eigentlich starten mit der Ideen-Sammlung und der Frage, was wir alle als Team zusammen bauen. Aber es stellte sich ganz schnell heraus, dass es drei unabhängige Teams mit unterschiedlichen Bau-Zielen geben sollte.
Nagut, dann hab ich eben ganz spontan ein bisschen umgeplant. Nicht umsonst gehört Flexibilität zu meinen wichtigsten Werten. Wenn es Teams gibt, dann muss es auch Teamnamen geben und ganz spontan haben wir für jedes Team auch noch ein passendes Logo entwickelt.
Nachdem das geklärt war, konnte es endlich mit dem Bauen losgehen. Ich ließ einen Timer laufen für jeweils 60 Minuten und die Teams haben zu Beginn der Stunde jeweils festgelegt, was sie sich für diesen Zeitraum vornehmen. Ich war sehr fasziniert, wie sehr sie immer wieder auf die Zeit geachtet haben.
Nach Ablauf der Stunde haben die Kinder jeweils den anderen Teams gezeigt, was sie erreicht haben und erzählt, wie es jeweils weitergehen sollte.
Tag 2: Die Kreativität kommt beim Bauen
Der zweie Tag stand ganz im Zeichen des Bauens. Ich war fasziniert von der Kreativität, die sich beim Bauen entwickelt hat. Eine große Hürde war immer mal wieder, dass die Kinder mit dem Material zurechtkommen musste, das da war. Es gab eben nicht immer das perfekt passende Teil oder die Teams mussten sich untereinander einigen, wer zum Beispiel welche Lego-Figur nutzen darf. Die Lego-Kisten erwiesen sich jedoch dabei als wahre Schatzkisten, denn irgendwie wurden immer wieder neue spannende Teile entdeckt: So hat Team Lego-AG eine Schlange gefunden (wie passend beim Thema Harry Potter) und das Team EVAMIDE, das ein Dorf bauen wollte, kam plötzlich auf die Idee, eine Schule zu bauen – mit allen möglichen Details.
Besonders am zweiten Tag lag meine Aufgabe neben der Unterstützung beim Teilesuchen vor allem auch in der Streitschlichtung. Innerhalb der Teams kam es zwischendurch immer mal zu Unstimmigkeiten und die Kinder hatten einfach auch ganz unterschiedlich lange Aufmerksamkeitsspannen. Hier war meine Expertise als systemische Beraterin gefragt und wir haben dann immer mal wieder die Perspektiven gewechselt.
Die größte Herausforderung jedoch war es, die Kinder auch mal in die Pause zu schicken. Sie waren teilweise so vertieft ins Bauen, dass ich sie regelrecht zwingen musste, auch mal raus zu gehen.
Im Laufe des Tages sind dann in einem iterativen Prozess sehr viele Kunstwerke entstanden:
Auch beim Team EVAMIDE hat sich einiges getan. Es sind einige Wohnhäuser entstanden, ein Supermarkt und dann hat sich das Team vor allem dem Bau ihrer Grundschule gewidmet. Die Schule besteht aus drei Stockwerken, in denen sich Klassenräume für die 1. bis 4. Klasse, eine Turnhalle, ein Lehrerzimmer, das Büro von Schulleitung, Schulsozialarbeiterin und Sekretärin und nicht zu vergessen die Werkstatt des Hausmeisters.
Das dritte Team hatte mit dem Bahnhof und den Zügen alle Hände voll zu tun. Hier gab es immer mal wieder teaminterne Untimmigkeiten.
Tag 3: Finale und Ergebnispräsentation
Am dritten Tag habe ich nochmal alle Lego-Teile mitgebracht, die ich bei uns im Hause auftreiben konnte. Ein Team wünschte sich große Platten, ein weiteres wollte möglichst noch Lego-Figuren und das dritte suchte noch Spezial-Teile für die Züge.
An diesem Tag haben alle Teams nochmal ordentlich Gas gegeben und sie haben sich überlegt, wie sie ihre Projekte präsentieren. Alle Kunstwerke wurden liebevoll beschriftet. Wir haben die Wegweiser angebracht und besprochen, wer am Nachmittag beim Schulfest ein paar Sätze zu unserem Projekt sagen wird.
Ganz spontan ist uns dann noch eingefallen, dass wir für die Eltern einen Barfußpfad aus Lego bauen. Viele Eltern haben sich dann allerdings an die Zimmer ihrer Kinder erinnert und sich eher nicht durch den Pfad getraut.
Spielerisch voneinander lernen im Lego-Projekt
Im Rahmen der drei Tage haben die Kinder vor so ganz nebenbei auch viele Fähigkeiten erlernt bzw. vertieft:
- Dinge erschaffen mit dem begrenzten Material, das verfügbar ist.
- Wenn etwas nicht funktioniert, versuche etwas anderes.
- Arbeiten im Team und sich abstimmen.
- Planen und an sich an Zeitpläne halten.
- Konflikte lösen.
- Umgang mit Rückschlägen (zum Beispiel wenn die Bauwerke instabil wurden)
- Selbstreflexion
- Konzentration und Ausdauer
- und so vieles mehr
Insgesamt haben sie mir alle zurückgemeldet, dass sie vor allem sehr viel Spaß hatten. Ein bisschen hat es mir das Herz gebrochen, als wir alles wieder abgebaut und eingepackt haben.
Du bist neugierig geworden? Du möchtest auch Unterstützung in deiner Projektwoche oder einfach mal die Kreativität ankurbeln?
Als systemische Beraterin (SG), ich schaff’s-Coach und Lego-Fan unterstütze ich Kinder und Schulklassen dabei, auf spielerische Art und Weise Lösungen für ihre Herausforderungen im (Schul-) Alltag zu finden.
Willst du mehr erfahren? Dann schreibe mir sehr gerne für ein Kennenlerngespräch:
7 Antworten auf „Auf die Steine, fertig los: Lego-Projekt in der Grundschule“
[…] Du willst mehr darüber erfahren? Dann lies gerne meinen ausführlichen Bericht zum Lego-Projekt. […]
[…] Auf die Steine, fertig los: Lego-Projekt in der Grundschule […]
Was für ein schöner Artikel, liebe Danielle! Ich finde, die Schulen sollten öfter solche Projekte durchführen, auch für ältere Kinder. Meine Kinder beim Spielen mit Lego zu beobachten war mir immer eine große Freude, inzwischen sind sie dem Lego „entwachsen“. In den Ferien haben sie die Sets zum Verkauf vorbereitet, und da waren sie wieder, diese Freude, Teamarbeit, Kommunikation und Sein im Hier und Jetzt, ohne pausenloses Starren auf das Smartphone. Ich hoffe, dass ganz viele Grundschule erkennen, wie wertvoll dein Angebot ist
Danke liebe Marianna für deinen Einblick.
Für die großen gibt es Lego Serious Play. Das wird in Unternehmen eingesetzt z.B. zur Strategie Entwicklung ☺️
Man ist also irgendwie nie zu alt dafür ☺️
Liebe Grüße
Danielle
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[…] diesen Werkzeugen im Gepäck war ich 2023 an verschiedenen Grundschulen unterwegs und habe dort verschiedene Gruppen unterstützt. Ich bin stark beeindruckt, wieviel Kreativität sich bei den Kids dabei […]