Nächster Schritt: Aufklärung zur Bestrahlung

Die Wunden von der Brust-OP sind noch nicht vollständig verheilt und mein linker Arm ist auch noch nicht wieder zu 100 Prozent einsetzbar. Trotzdem geht es schnurstracks weiter in die nächste Etappe: Bestrahlung.

Wie bei jeder Etappe geht es aber erstmal los mit einem ersten Schritt: dem Aufklärungsgespräch zur Bestrahlung bei Brustkrebs

Nächste Station: MVZ Strahlentherapie

Die Klinik hatte den Erstkontakt mit dem MVZ Strahlentherapie (MVZ bedeutet übrigens „Medizinisches Versorgungszentrum“) aufgenommen. Da sollte man eigentlich meinen, dass sie auch meine Befunde schon weitergegeben haben.

Pustekuchen! Ich wurde gebeten alle (!) Befunde, die ich zu Hause habe mitzubringen. Wirklich alles seit Anfang der Reise. Da ist ein ordentlicher Stapel zusammen gekommen!

Am Dienstag war ich also dort und habe alles abgeliefert. Die Praxis wirkt wirklich sehr hell und freundlich.
Zunächst war es mal wieder Zeit, einen Anamnese-Bogen auszufüllen und den Aufklärungsbogen zu studieren.

Aufklärungsbogen zur Strahlentherapie bei Brustkrebs
Ein sehr anschaulicher Aufklärungsbogen zur Bestrahlung bei Brustkrebs

Bestrahlung: Was ist das überhaupt?

Bei der Strahlentherapie kommen hochenergetische Röntgenstrahlen, sogenannte Photonen, zum Einsatz. Aha! Alles sehr viel Physik, von der ich ehrlich gesagt nicht so viel Ahnung habe.

Ich traf dann im Gespräch auf eine sehr freundliche Ärztin, die mir das alles genau erklärt hat. Bei der Strahlentherapie werden die Strahlen zielgenau aus unterschiedlichen Richtungen auf das zu bestrahlende Zielgebiet gesendet. Da, wo sich diese Strahlen überkreuzen, kommen sie zur Wirkung und zerstören die Zellen. Sich schnell teilende Zellen, also Brustkrebszellen, sind dabei stärker betroffen als gesunde Zellen.

Moment mal! Hatte ich nicht kürzlich gesagt, ich sei krebsfrei? Das gilt grundsätzlich weiterhin. ABER es ist natürlich gut möglich, dass sich noch kleine Restzellen in der Brust befinden, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. Deshalb erfolgt jetzt vorsorglich die Bestrahlung – um die Wahrscheinlichkeit eines Wiederauftretens (ein sogenanntes Rezidiv) zu verringern.

Und wie jetzt genau bei Brustkrebs nach brusterhaltender Operation?

Bei brusterhaltender Operation wird die ganze Brust bestrahlt. Hinzu kommt in meinem Fall das Lymphabflussgewebe und die zugehörigen Lymphknoten, weil der Wächterlymphknoten ja schon erste Krebszellen abgefangen hat.

Zusätzlich gibt es noch eine Booster-Bestrahlung des ursprünglichen Tumorgebiets. Das heißt, hier wird nochmal extra bestrahlt, um auch wirklich sicher zu gehen, dass alles zerstört ist.

Weil man die gesunden Zellen möglichst erhalten will und alle anderen Zellen (also Organe, Knochen und was man sonst noch so im Körper hat) schönen möchte, wird die erforderliche Menge an Strahlen in kleine verdauliche Häppchen aufgeteilt.

Die eigentliche Bestrahlungsdauer beträgt nur ein paar Sekunden bis wenige Minuten – diese allerdings dann täglich (Montag bis Freitag) über mehrere Wochen. Am Wochenende habe ich Strahlentherapie-Pause.

Ich habe bereits eine lange Liste von Terminen bekommen, an denen ich zur Strahlentherapie kommen darf. Die Ärztin hat mir tatsächlich etwas Spielraum gelassen und versucht, meine Terminwünsche unterzubringen. Da ich mal wieder das „Komplettprogramm“ gebucht habe, also inklusive dem Booster, darf ich fast sieben Wochen lang täglich zur Strahlentherapie kommen.

Welche Nebenwirkungen und Seiteneffekte sind zu beachten?

Folgende Nebenwirkungen und Seiteneffekte gilt es zu beachten:

  • Haut:
    Die wohl größte zu erwartende Nebenwirkung ist die durch die regelmäßige Bestrahlung gestresste Haut. Es kann zu Rötungen und Schmerzen wie bei einem Sonnenbrand und auch zu Verfärbungen kommen. Die Ärztin empfiehlt, die Haut regelmäßig einzucremen – mit einer Lotion für empfindliche Haut, mit Aloe Vera Gel oder mit Ringelblumen-Salbe. Eincremen soll man täglich, aber nicht ab 2 Stunden vor der Bestrahlung, weil sich durch die Cremes ein Film auf der Haut bilden kann, der wiederum die Strahlung beeinflussen kann.
    Außerdem sollte das Bestrahlungsgebiet möglichst mit wenig Wasser in Berührung kommen. Also kein Schwimmbar und möglichst diese Stellen nur selten abduschen (wenn überhaupt, dann nur 2 mal pro Woche mit klarem Wasser).
  • Fatigue Syndrom (Müdigkeit)
    Diese potentielle Nebenwirkung kenne ich ja schon von der Chemotherapie. Hier empfiehlt sich Bewegung an der frischen Luft (also Spaziergänge zum Beispiel)
  • Sport
    Grundsätzlich ist Sport erlaubt und natürlich auch erstrebenswert, aber Bewegungen mit vielen Erschütterungen (z.B. viel Springen oder auch Joggen) sollten vermieden werden. Ebenso ist Schwimmen tabu wegen des Wassers (siehe oben beim Thema Haut).
    Für mich heißt das dann: Yoga, Nordic Walking und Radfahren.
  • Immunsystem
    Im Gegensatz zur Chemotherapie ist das Immunsystem während der Bestrahlung grundsätzlich nicht geschwächt. Es ist jedoch in der Zeit schwer beschäftigt mit den unweigerlich entstehenden Entzündungen im Körper rund um das Bestrahlungsgebiet.
  • Langfristige Beschädigungen
    Grundsätzlich besteht das Risiko, dass durch die Bestrahlung auch Teile von Lunge, Herz, Rippen oder Speise-/Luftröhre angegriffen oder gereizt werden. Das betrifft alles, was eben auch im Gebiet der zu bestrahlenden Brust liegt. Daher wird nicht einfach drauf los gestrahlt, sondern individuell gemessen und berechnet, wo genau die Strahlen entlang gehen sollen. Sollte doch etwas getroffen werden, so gehen die Beschwerden wohl normalerweise nach einigen Wochen – wenn als die Entzündungen abgeheilt sind – von alleine wieder weg.

Wohlfühlfaktor: ist das möglich?

Für den Wohlfühlfaktor hatte mir ein lieber ehemaliger Kollege eine Schneiderin aus Berlin empfohlen, die selbst Brustkrebs hatte.

Sie hat spezielle Shirts entworfen, damit man als Frau bei der Strahlentherapie und der Mammographie nicht immer völlig entblößt ist. Leider hat die Ärztin für die Strahlentherapie solche Shirts abgelehnt. Für die Mammographie kommt es dann aber ggf. wieder in Frage.

Und wie geht es jetzt weiter?

Ich habe bereits eine lange Liste von Terminen bekommen, an denen ich zur Strahlentherapie kommen darf. Die Ärztin hat mir tatsächlich etwas Spielraum gelassen und versucht, meine Terminwünsche unterzubringen. Da ich mal wieder das „Komplettprogramm“ gebucht habe, also inklusive dem Booster, darf ich fast sieben Wochen lang täglich zur Strahlentherapie kommen.

Termine zur Strahlentherapie Brustkrebs
Tägliche Bestrahlung über mehrere Wochen.

Vorher gibt es aber noch eine Computer-Tomographie (CT) – allerdings ohne Kontrastmittel. Anhand der Bilder kann das Bestrahlungsgebiet genauestens vermessen werden. Auf Basis dieser Vermessung berechnet die Ärztin, wie genau die Bestrahlung positioniert werden muss.

Die eigentliche Bestrahlung beginnt dann erst danach. Ich werde berichten 🙂

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