Endlich: Befundbesprechung nach der Brustkrebs-OP

Am bisher heißesten Tag des Jahres sitze ich mit meinem Mann in der Klinik. Es ist der Tag der Befundbesprechung nach der Brustkrebs-OP und wir warten und warten. Es ist heiß und es herrscht Personalmangel.

Ich habe ein mulmiges Gefühl. Was werden sie mir bei der Befundbesprechung wohl alles erzählen? Während die Minuten verstreichen beschleicht mich auch langsam das Gefühl, dass die zuständigen Ärzte vielleicht gar nicht mehr im Haus sind. Müssen wir den Termin womöglich nochmal verschieben? Werden wir heute pünktlich zu Hause sein, um die weiteren Termine, die wir mit unseren Kindern geplant habe, so wahrnehmen zu können?

Warten auf die Befundbesprechung
Warten auf die Befundbesprechung – es braucht Geduld.

Mit ca. 2 Stunden Verzögerung sind wir endlich dran. Normalerweise machen die Befundbesprechung die gerade diensthabenden Ärztinnen/Ärzte und das sind nicht zwingend die, die einen auch operiert haben. Zu meiner freudigen Überraschung kam aber noch die Ärztin dazu, die mich in der Klinik immer betreut hatte. Sie selbst konnte mich letztlich ja leider doch nicht operieren, aber es war ihr wichtig, wenigstens bei diesem Befundgespräch dabei zu sein. Ich bin so dankbar, dass es so engagierte Ärztinnen und Ärzte wie diese gibt.

Wundnachsorge: Was darf ich jetzt und was nicht?

Zu allererst hat die Ärztin sich aber die OP Wunden angesehen und mich von den vielen Pflastern befreit. Ich darf jetzt auch wieder ganz normal duschen – ohne Duschpflaster.

Die Fäden, mit denen genäht wurde, hat sie jedoch nicht gezogen. Es sind wohl selbstauflösende Fäden. Wenn sie mich stören, könnte ich sie selbst ziehen. Hmm 🤔 . Ob ich das wirklich in Erwägung ziehe? Vermutlich überlasse ich das im Zweifel einem Profi und gehe dann bei Bedarf zu meiner Frauenärztin.

Bewegung

Ich darf jetzt auch wieder grundsätzlich ganz normal Sport machen. Das, was halt geht und mir gut tut.

Noch ist mein linker Arm etwas eingeschränkt. Ich kann ihn noch nicht wieder komplett heben. Man sollte meinen, dass die Wunde in der Achselhöhle schmerzt. Tatsächlich zieht es aber im (Innen-) Arm. Frau Dr. hatte hierfür auch eine Erklärung: um an die Lymphknoten zu gelangen, muss man wohl oder übel auch Nerven durchtrennen. Mit etwas Glück wird das alles wieder. Es bedarf mal wieder etwas Geduld.

Kompressions-BH

Den Kompressions-BH darf ich weiterhin tragen. Insgesamt drei Wochen seit OP-Tag am Stück Tag und Nacht und dann weitere drei Wochen tagsüber. Das ist bei dem Wetter nur bedingt angenehm, aber ok. Zum Glück habe ich vom Sanitätshaus gleich zwei Stück erhalten, damit ich mal wechseln und waschen kann.

Der Befund

Das unter der Brust-OP entnommene Gewebe wurde nochmal zur histologischen Analyse eingeschickt.

Die gute Nachricht: der Tumor in der Brust konnte unter der OP vollständig entfernt werden. Der kleine Mistkerl selbst war auf ein “Größe” von 2 mm geschrumpft. Das umgebende Gewebe – eine Krebsvorstufe sozusagen – umfasste insgesamt noch 23 mm. Alles weg 👏

Die weniger gute Nachricht: es wurden ein paar Tumorzellen im Wächterlymphknoten gefunden, aber nur minimal. Der direkt darauf folgende Lymphknoten war jedoch nicht befallen. Daher geht man davon aus, dass der Wächterlymphknoten ganze Arbeit geleistet hat und die Tumorzellen sich nicht weiter verteilt haben. Auch hier muss man dazu sagen: sie haben alles, was potentiell befallen war, weg geschnitten.

Was heißt das jetzt konkret?

Die allerwichtigste Erkenntnis:

Ich bin jetzt offiziell krebsfrei!

Das ist auf jeden Fall erstmal ein unglaubliches befreiendes Gefühl!! Es ist, als hätte jemand eine große Last von meinen Schultern genommen.

Ab sofort steht die Kompass-Nadel nicht mehr auf “Krebs bekämpfen” sondern auf “Wiederholung vermeiden”. Das heißt, die Chancen für ein Rezidiv auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Eine 100%-ige Sicherheit wird es nie geben. Dafür jedoch eine Reihe von Maßnahmen, um sich der 100 anzunähern.

Nächste Stationen

Als nächste Station steht jetzt die Bestrahlung an.

Bestrahlt wird zum einen die Stelle an der Brust, an der der Tumor saß, um ganz sicher alle Reste wegzubrennen. Da im Wächterlymphknoten aber auch Tumorzellen gefunden wurden, bestrahlt man zusätzlich das Lymphabflussgewebe. Also die Lymphgefäße, die vom der Tumor-Stelle zu den Lymphknoten führen. Das ist ebenfalls eine vorbeugende Maßnahme, damit sich dort eventuell noch befindliche Krebszellen nicht unbemerkt weiter verbreiten.

Wann genau es so ganz losgeht und wie viele Bestrahlungen es werden, kläre ich mit der Praxis für Strahlentherapie. Die Klinik gibt meine Unterlagen dorthin weiter und bitte diese Praxis sich bei mir zu melden für ein Aufklärungsgespräch.

Danach ist das Thema aber leider immer noch nicht abgeschlossen. Es wird mir inzwischen immer bewusster, wie langfristig mich das alles noch begleiten wird. Es folgen auf jeden Fall noch eine Antihormon-Therapie und eine Immuntherapie. Das heißt, ich werde noch über Jahre Tabletten nehmen dürfen. Über die Details muss ich mich zu gegebener Zeit noch informieren. Jetzt steht der Fokus erstmal auf den nächsten Abschnitt: Bestrahlung bei Brustkrebs.


Wir verlassen die Klinik um 17:06 Uhr. Vollgepackt mit Informationen und Befunden im Kopf und in Papierform. Außerdem habe ich jetzt einen Nachsorgepass. Da steht unter anderem drin, ich welchen Abständen ich zu den Nachsorgeuntersuchungen gehen soll. Der erinnert mich ein bisschen an den Mutterpass während der Schwangerschaft.

Brustkrebs Nachsorgepass
Der Nachsorgepass für die Zeit nach dem Brustkrebs.

Die Kinder sind inzwischen alleine zu ihrem nächsten Termin gefahren. Mit dem Fahrrad. Zum Glück sind sie selbständig genug. Wir sind dann entsprechend hinterher gefahren.

5 Antworten auf „Endlich: Befundbesprechung nach der Brustkrebs-OP“

Whohooooo – und erstmal sehr gute Nachrichten – Glückwunsch – habe schon die letzten Tage mitgefiebert und bin erleichtert das jetzt hier lesen zu können. Ich freue mich sehr für Dich. Und wünsche Dir auch ganz viel Kraft für die nächsten Abschnitte.

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