Heute konnte ich bereits das 10. Häkchen setzen. Genau zehn Mal lag ich jetzt auf der Sonnenbank. Da wird es Zeit, mal wieder ein paar Eindrücke zusammenzufassen.
Bestrahlung Woche 2: In der Praxis
In der 2. Woche lief es deutlich besser mit meiner Pünktlichkeit. Das heißt, ich war eigentlich immer mindestens 10 Minuten vor dem Termin an der Strahlenpraxis. Inzwischen habe ich es aufgegeben, mir ein Buch für die Wartezeit mitzunehmen, denn diese Wartezeit existiert de facto gar nicht. Jedes Mal wurde ich quasi sofort aufgerufen. Das heißt, es blieb kaum Zeit, es sich im Wartezimmer gemütlich zu machen.
„Frau Berg? In die 3 bitte“ oder „Frau Berg, in die 4 bitte!“. Zack bin ich auch schon in der Umkleidekabine, um den Oberkörper frei zu machen. Wenn ich Glück habe, kann ich dann in der Kabine nochmal kurz durchatmen, bevor es klopft.
Dann geht es auf die Liege, die schon für mich vorbereitet ist. Auf den Monitoren links und rechts der Liege (meiner „Sonnenbank“) wird ein Bild von mir angezeigt, wie ich zu liegen habe. Das Bild haben sie am ersten Bestrahlungstag gemacht. Ich lege mich also auf den Rücken, die Arme in die für mich eingestellten Armlehnen entspannt über den Kopf. Die MTRAs (sie sind immer zu zweit) kontrollieren anhand der Markierungen auf meiner Haut, ob ich richtig liege. Manchmal zupfen und ruckeln sie nochmal an mir herum, bis die Position exakt stimmt. Wenn sie sich gegenseitig das OK gegeben haben, lassen sie mich in die Röhre fahren und verlassen selbst den Raum.
Für mich ist das der Zeitpunkt, die Augen zu schließen, tief ein- und auszuatmen und mich mental ans Meer zu begeben.
In der Röhre pustet es ziemlich laut und sie ruckelt sich auch immer noch zurecht. Draußen im Nebenraum schauen dir MTRAs am Computer, ob alles richtig ist, machen Bilder und starten dann die Bestrahlung selbst. Man hört das Summen der Strahlen, aber spüren tue ich nichts.
Nach wenigen Minuten wir man wieder aus der Röhre herausgefahren und von grellem Licht an der Decke ins Hier und Jetzt zurückgeholt. Das Licht blendet, als würde man kurz in die Sonne schauen. Eine nette MTRA ist auch schon da und sagt: „Sie dürfen die Arme jetzt wieder nach vorne nehmen.“ Dann fährt die Liege nach unten, ich stehe auf und rufen noch „Tschüss, bis morgen!“. Ich gehe zurück in meine Kabine, ziehe mich an und darf gehen.
Mental am Meer: meine inneren Bilder bei der Bestrahlung
Das Bild von der Sonnenbank erlaubt mir, das Thema Bestrahlung als etwas Positives, ja sogar etwas Entspannendes zu anzusehen. Sozusagen eine kurze Ich-Zeit. Jedes Mal, wenn ich dort liege und in die Röhre fahre, begebe ich mich mental ans Meer. Dabei sieht das Meer jedes Mal etwas anders aus. Hier ein paar Auszüge meiner inneren Bilder:
- Spaziergang am Meer:
Ich gehe zum Meer, spaziere umher, spüre den leichten Wind auf der Haut. Manchmal laufe ich mit den Füßen durchs Wasser, manchmal nur durch den weichen Strandsand. - Meditation am Strand:
Ich suche mir eine leichte Erhöhung am Meer, setze mich in den Schneidersitz, schließe die Augen und atme tief ein und aus. Ich rieche förmlich die salzige Luft. - Schiffe und Delfine:
Ich stehe am Meer. In der Ferne zieht ein Schiff vorbei – ein großes Segelschiff. Der Rumpf ist Schwarz mit einem roten Rand. Aus der Ferne kann ich den Namen des Schiffes nicht erkennen. Ich kann aber sehen, dass Delfine daneben im Wasser umher springen und das Schiff auf seinem Weg begleiten. - Blick von der Klippe:
Manchmal bin ich nicht direkt am Strand, sondern spaziere eher oben auf den Klippen auf einem Trampelpfad. Auf der einen Seite kann ich dem Meer zusehen und weit hinausblicken. Auf der anderen Seite ist ein kleiner Wald. - Steine und Muscheln:
„Mein“ Strand ist rechts und links von Klippen umsäumt. Manchmal gehe ich am Strand zu den Klippen. Im Wasser liegen einige Steine, auf denen man herum klettern kann. Ich kann sehen, wie die Wellen an den Steinen brechen und die Gischt nach oben spritzt. Zwischen den Steinen findet man kleine Krebse und Muscheln. - Einfach nur am Stand:
Manchmal stehe oder sitze ich einfach nur am Strand, atme tief ein. Die See kann ganz still sein – dann glitzert die gerade aufgehende Sonne im Wasser, es fliegen vereinzeln Möwen umher. Manchmal ist das Meer etwas wilder – es bildet sich Schaum an den Stellen, wo die Wellen auf den Strand treffen.
Was machen die Nebenwirkungen?
Wie geht es der Haut?
Es lässt sich nicht verleugnen: der Haut wird empfindlicher. Besonders um den Bereich der Brustwarze. So oft es geht, lasse ich Luft an die Haut und täglich wird die eingecremt. Ansonsten vermeide ich es möglichst, dass Wasser an den Bestrahlungsbereich kommt. Wenn überhaupt, wird kurz und vorsichtig abgeduscht, nicht gerubbelt, sondern abgetupft.
Müdigkeit – Fatigue Syndrom?
Viele haben mir vor der Bestrahlung erklärt, dass die Bestrahlung sie müde werden ließ – das sogenannte Fatigue Syndrom. Ich kann bisher nicht erkennen, dass ich müder bin, als vor der Zeit der Bestrahlung. Insgesamt nervt die tägliche Fahrerei und ja, ich bin überhaupt erschöpft von der ganzen Therapie-Geschichte, aber die Bestrahlung selbst macht mich nicht zusätzlich müde.
Es ist eher so, dass der Kreislauf immer erstmal wieder in Schwung kommen muss, wenn ich von der Sonnenbank aufstehe. Das liegt aber eher daran, weil ich erstmal aus meiner Gedankenwelt zurückkommen muss.
Besondere Highlights dieser Woche:
- Einmal kam ich in die Strahlenpraxis und konnte mich nicht mal setzen – ich wurde direkt durchgewunken.
- Am Mittwoch hatten ich nach der Bestrahlung ein kurzes Arztgespräch. Die Ärztin kam dazu zum mir in die Kabine, fragte mich nach meinem Befinden und hat die Haut begutachtet.
- Am Freitag war der Computer scheinbar schon im Wochenende. Er musste erstmal neu gestartet werden. Deshalb hat es ausnahmsweise etwas länger gedauert. Dieses eine Mal, wo ausnahmsweise mein Sohn im Auto gewartet hat.
- Anfang der Woche habe ich mir den letzten Faden an der Narbe selbst gezogen, weil die Fadenenden mich genervt haben.
- Bisher fahre ich zur Bestrahlung immer selbst mit dem Auto. Ich bin hinterher auch fit genug, um am Straßenverkehr teilzunehmen. Trotzdem habe ich bei der Krankenkasse einen Beförderungsschein beantragt, damit ich auch mit dem Taxi fahren könnte. Ende letzter Woche kam dazu auch endlich die Genehmigung. Ohne die können die Taxiunternehmen das nicht abrechnen. Ob ich diesen Schein aber wirklich nutzen werde, habe ich noch nicht endgültig entschieden.
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3 Antworten auf „Mental am Meer: Woche 2 der Bestrahlung“
Hallo Danielle,
schön zu lesen, wie du deine mentale Meeressituation beschreibst.
Wie bist du darauf bekommen, dich so abzulenken?
Urlaubserinnerungen – oder psychologische Unterstüzung?
Dir weiterhin viel Kraft auf deiner Reise.
Herzlichste Grüße, Elke
Liebe Elke,
tatsächlich habe ich auf meiner gesamten Reise mehr oder weniger auf professionelle psychologische Unterstützung verzichtet.
Warum
Ich hatte ein Gespräch mit einer Psychoonkologin und das hat einfach nicht gepasst
Ich habe ein fantastisches soziales Netzwerk, das mich auffängt (darunter auch gut ausgebildete Coaches/Berater auf die ich bei Bedarf zurück greifen kann)
Durch meine Ausbildung zur systemischen Beraterin habe ich viele Tools an der Hand, die auch mir helfen
Ich beschäftige mich selbst sehr viel mit Persönlichkeitsentwicklung, was mir gerade jetzt natürlich sehr zugute kommt
Ich bin grundsätzlich ziemlich lösungsfokussiert unterwegs (lies gerne mal meine Über-mich Seite)
Die Idee mit der Sonnenbank und das „Beamen“ ans Meer kam mir dabei eher spontan.
Strahlen = Sonne = Meer 😀
Liebe Grüße
Danielle
[…] der Bestrahlung habe ich mich wieder mental ans Meer begeben. Dort war es heute ziemlich windig. Hinterher haben mich die Medizinisch-technische […]