Für diese Fehler bin ich wirklich dankbar

Ich habe wirklich schon viel in meinem Leben erlebt und natürlich gab es Höhen und Tiefen. Einige (vermeintliche) Fehler haben mein Leben sehr stark geprägt und ich möchte sie nicht mehr missen.

Dies ist mein ganz persönlicher Beitrag zu meiner Blogparade unter dem Motto „Für diese(n) Fehler bin ich wirklich dankbar“.

Ich habe hier eine kleine Auswahl an Fehlern zusammengetragen, für die ich im Nachhinein sehr dankbar bin. Die Liste ist weder chronologisch noch vollständig, aber Achtung! Es wird persönlich😊

#Fehler 1: Ich habe mich für die falsche Fremdsprache entschieden

Ich bin ein Wendekind – will heißen, ich bin in der ehemaligen DDR groß geworden. Als ich gerade in der 4. Klasse war, fiel die Mauer und plötzlich war alles irgendwie anders. Für uns Kinder stellte sich damals dann auch die Frage, welche Fremdsprache wir ab der 5. Klasse lernen sollten. Darüber herrschte damals tatsächlich sehr viel Verwirrung. Ich persönlich hatte nur aufgeschnappt: „Wenn du Abitur machen willst, dann musst du Russisch wählen!“ Ok, dann eben Russisch 🤷‍♀️. Wir waren eine ganz kleine Gruppe, die darauf gehört hatte. Die meisten hatten sich schlauerweise direkt für Englisch entschieden. In der 6. Klasse dann wurde uns nämlich gesagt, dass Englisch die erste Fremdsprache für alle sein muss. Na toll! Also wieder zurück auf Los!

In der 7. Klasse bei der Wahl der 2. Fremdsprache hab ich dann doch wieder Russisch gewählt – ein paar Grundlagen kannte ich ja schon. Das führte allerdings dazu, dass ich nicht wie ursprünglich mal geplant Tourismus studieren konnte (dafür hätte ich Französisch auf Abitur-Niveau können müssen).

Insgesamt führte das für mich jedoch zu einer Verkettung positiver Umstände, die ich nicht mehr missen möchte: Es entwickelten sich für mich wichtige Freundschaften, die nur in dieser Klasse möglich waren. Denn besonders die Menschen, die später in der Klasse dazu kommen, sind immer noch sehr gute Freunde von mir.

Außerdem war es rückwirkend betrachtet für meine Karriere ganz gut, dass ich nicht im Tourismus gelandet bin. So habe ich mich mehr oder minder spontan für ein Studium der Wirtschaftsinformatik entschieden und habe dann später in der IT-Welt meinen Mann kennengelernt.

#Fehler 2: Ich habe mich zu spät beworben

Apropos IT-Job. Das war auch so eine Verkettung ungeplanter Umstände. Nach dem Studium war ich erstmal ein Jahr in Australien. Als ich zurück war, habe ich nach einem Job gesucht und wollte eigentlich im Berliner Raum bleiben. Da gab es damals aber irgendwie nicht so wahnsinnig viele Stellen. Zumindest waren sie nicht so leicht zu finden wie heutzutage.

Ich habe also in einem der wenigen Job-Portale gesucht und unter anderem eine Stelle in Mainz gesehen, bei der ich dachte, dass sie passen könnte. Tatsächlich hatte ich sogar ein Telefoninterview und wurde dann auch Mainz zu einem Gespräch eingeladen.

Eine Frage, die damals gestellt wurde: „Warum haben Sie sich überhaupt beworben? Die Ausschreibung war doch schon ein oder zwei Monate alt und ist eigentlich auch schon besetzt.“ Ups, hatte ich da was übersehen? Ich bin noch heute fest davon überzeugt, dass dieser Fehler nicht bei mir, sondern beim Job-Portal lag.

Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe den Job trotzdem bekommen, weil ich zufällig mein Praxissemester und meine Diplomarbeit im passenden Unternehmen gemacht hatte. Aber nicht nur das – ich habe darüber meinen Mann kennengelernt. ❤️

#Fehler 3: Nicht aufgepasst

Es war Oktober 2006 (oder 2007? – ich weiß es gar nicht mehr so ganz genau). Auf jeden Fall war ich mit meiner Freundin auf Mallorca – eine Woche Mädelsurlaub! So zumindest der Plan. Zuerst haben wir uns Palma de Mallorca angeschaut, dann haben wir einen Tag später unseren Mietwagen vom Flughafen abgeholt, denn wir wollten in den Norden fahren.

Erster Stopp war aber der Supermarkt. Da geschah es leider, dass uns unser Rucksack mit all unseren Wertsachen geklaut wurden. Das waren eigentlich gleich mehrere Fehler auf einmal: wir hatten (fast) alle Wertsachen in den einen Rucksack getan, diesen Rucksack in den Einkaufswagen gestellt und dann uns noch blöd von der Seite anquatschen lassen (während vermutlich jemand anderes den Rucksack geschnappt hat).

Was wir glücklicherweise noch hatten, waren unser Einkauf, das vollgetankte Auto nebst Autoschlüssel und mein gutes altes Nokia-Handy… naja und unsere Klamotten. Insgesamt war das ein ziemlicher Hick-Hack: Anzeige erstatten gegen unbekannt, neue temporäre Persos beantragen beim Deutschen Konsulat und dann war meine Freundin glücklicherweise ADAC-Plus-Mitglied. Die haben uns damals ein Hotel für eine Nacht organisiert und ermöglicht, dass unsere Männer uns Geld schicken konnten.

Warum bin ich dankbar dafür? Nun, erstens habe ich daraus gelernt und passe nun besser auf meine Taschen auf, zweitens hat das unsere Freundschaft noch mehr gestärkt und drittens musste ich ab dem Zeitpunkt das Auto fahren, denn in besagtem Rucksack war auch die neue Brille meiner Freundin. Ich habe auf Mallorca dadurch auf jeden Fall auch Anfahren am Berg so richtig gelernt.

#Fehler 4: Ich kann nicht „nein“ sagen

Dieses Wörtchen mit den vier Buchstaben geht mir immer noch schwer über die Lippen. Viel zu oft habe ich eine Aufgabe oder ein Ehrenamt an mich gezogen, obwohl ich doch eigentlich schon genug Punkte auf meiner TODO-Liste zu stehen habe. Viele Menschen in meinem Umfeld können es nicht verstehen, dass ich diesen Fehler immer wieder mache.

Oft übernehme ich diese Aufgaben jedoch, weil sich sonst niemand anderes findet oder weil ich bestimmte Personengruppen (Kinder zum Beispiel) gerne voranbringen möchte.

Ich bin sehr dankbar für diese kleine Schwäche, denn Menschen um mich herum wissen, dass sie auf mich zählen können, wenn es drauf ankommt. Auf der anderen Seite durfte auch ich in der Vergangenheit schon oft erfahren, dass ich mir auf diesem Wege ganz unbewusst und ungezielt ein wirklich starkes Netzwerk aufgebaut habe, auf das ich bei Bedarf zurückgreifen kann. Nicht nur während meiner Brustkrebsreise stand mir dieses Netzwerk zu Seite. Auch jetzt profitiere ich von diesem Netzwerk.

#Fehler 5: Ich habe vergessen, Strom zu bestellen

Es schrieb das Jahr 2003 und ich war damals noch Studentin in Berlin und engagiert bei einem Berliner Verein für Entwicklungshilfe in Kalkutta, Indien. Für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit habe ich vorgeschlagen, dass wir einen Informationsstand beim damaligen ökumenischen Kirchentag am sogenannten Markt der Möglichkeiten in den Berliner Messehallen machen.

Gesagt, getan! Ich habe mich vorrangig um den Stand gekümmert (Anmeldung, Standaufbau, Standbetreuung, Helfer organisieren, etc.). Wir wollten auch ein Video von den Projekten vor Ort in Indien zeigen. Beim Standaufbau fiel dann jedoch auf, dass wir gar keinen Strom hatten. Es stellte sich heraus, dass wir den hätten extra dazu buchen müssen. Hmm… blöd!

Am Tag des Aufbaus kam dann jemand von einem Nachbarstand bei uns vorbei und stellte sich vor: „Hallo, wir machen übrigens auch was mit Indien und unser Stand ist direkt Rücken an Rücken mit eurem Stand.“ Meine Antwort damals: „Hey super, das ist ja toll!“ und „Ähm.. habt ihr zufällig Strom?“. Tatsächlich konnten wir von ihnen Strom leihen. Im Gegenzug haben wir sie täglich mit frischem Mango Lassi versorgt, das es an unserem Stand gab.

Aus dem Berliner Verein bin ich wenige Jahre später ausgetreten. Seit damals hat sich viel getan und ich bin immer mit diesem Verein aus Frankfurt in Kontakt geblieben. Der Frankfurter Verein war keine Geringere als die Deutsch-Indische Zusammenarbeit e. V.! Hier bin ich Mitglied, seit ich mich im Rhein-Main-Gebiet niedergelassen habe und seit inzwischen sehr vielen Jahren (ich kann nicht mal mehr sagen, seit wann genau) bin ich auch Teil des Vereinsvorstands. Das war wirklich eine Wendung, die ich damals überhaupt nicht erwartet hätte!


So, das war ein kleiner Einblick in meine kleineren und größeren Fehler, die sich letztlich als sehr nützlich herausgestellt haben. Ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass alles immer für irgendetwas gut ist. Es braucht manchmal einfach etwas Abstand, um das zu erkennen oder einfach drüber lachen zu können.

Welche Fehler, Fettnäpfchen oder Missverständnisse hast du schon erlebt und wofür waren sie hinterher dann doch irgendwie gut – bzw. worüber kannst du rückblickend lachen? Teile das gerne in den Kommentaren – oder nimm einfach bis zum 01.09.2024 an meiner Blogparade teil. Wie genau, das erfährst du hier: Blogparade: Für diese(n) Fehler bin ich wirklich dankbar.

Danielle Berg //Foto: Andrea Schombara

Wer schreibt hier?

Als systemische Beraterin (SG) und ich schaff’s-Coach verstehe ich mich als Bindeglied zwischen Eltern, Kindern und Schulen.

Mit meinem lösungsfokussierten Coaching unterstütze ich dich und dein Kind dabei, soziale Kompetenzen zu entwickelnselbstbewusster zu leben und den alltäglichen Herausforderungen mit mehr Gelassenheit zu begegnen.

So kannst du mit mir in Kontakt treten und mehr über mich und meine Angebote erfahren:

10 Antworten auf „Für diese Fehler bin ich wirklich dankbar“

Liebe Danielle, vielen Dank fürs Mitnehmen in deine Glücks-Fehlerwelt. Ich bin mittlerweile schon öfter froh gewesen, dass ich ein paar Sätze russisch kann. Das hat mir auch schon mal das Leben gerettet 🙂 Aber zu meiner Zeit, war das noch fest im Lehrplan und es gab diesbezüglich keine Entscheidung zu treffen.
Das nicht „Nein-Sagen“ können auch mal von der Seite betrachtet werden kann, finde ich einen sehr schönen Ansatz. Das werde ich in Zukunft mal mit bedenken, wenn ich wieder kurz vorm „Nein-Sagen“ bin. Alles Liebe, Susanne

Hi Danielle,
vielen Dank für diese schöne Blogparaden Idee. In unserer Kultur wird viel zunselten über Fehler gesprochen. Dabei zeigen deine Beispiele so schön positiv auf, für was Fehler alles gut sein können! Natürlich gehört dazu auch eine Portion positives Denken und der Wille, sich mit eigenen Fehlern auseinanderzusetzen! Mal sehen, ob ich es zeitlich schaffe, selbst einen Neitrag zu deinem Thema zu schreiben, Auf meiner To-want-Liste steht es schon mal 😀
Viele Grüße, Anette

Liebe Danielle
Ich bin Fan davon, über Fehler offen zu reden. Trotzdem fällt mir das nicht leicht und ich übe noch bzw. deine Blogparade wird mich dabei unterstützen. Spontan kommt mir in den Sinn, wenn wir uns z.B. beim Wandern verlaufen und dann ungeplant etwas Tolles sehen oder erleben, was eigentlich nicht auf dem Weg gelegen wäre.
Gruss
Susanne
P.S. Ich habe auch Russisch gelernt (Freifach), obwohl ich in der Schweiz aufgewachsen bin. Eigentlich wäre Latein vernünftig gewesen, das holte ich dann an der Uni nach. Mein erster (einziger und letzter) russischer Brieffreund schickte mir meinen Brief rot korrigiert zurück. Das war sicher pädagogisch wertvoll gemeint, hat meine Motivation aber komplett ausgelöscht. Ich fand dann eine Brieffreundin in Bulgarien. Wir schrieben uns jahrzehntelang auf Englisch und lernten uns sogar face to face kennen. Dafür bin ich sehr dankbar!

Liebe Danielle,
wir teilen die Gemeinsamkeiten, Russisch zu sprechen und nicht „nein“ sagen zu können 🙂
Ich hab Russisch freiwillig im Abi gelernt und dafür sogar die Schule gewechselt. An der neuen Schule habe ich auch eine gute Freundin kennengelernt. Ich fand es sehr spannend deinen Blogartikel zu lesen, denn er ist sehr erfrischend positiv geschrieben und hat mich direkt motiviert über meine „vermeintlichen“ Fehler nachzudenken.
Denn auch ich habe soviel daraus lernen dürfen 🙂
Hier findet ihr meinen Blogartikel:
https://antjekadencoaching.wixsite.com/antjekadencoaching/post/f%C3%BCr-diese-fehler-bin-ich-wirklich-dankbar-mein-ungerader-weg-zu-selbstmanagement-und-coaching

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